Aktienmärkte mit flottem Jahresauftakt

Die Aktienmärkte haben in den Auftaktwochen des Jahres ihre sportliche Einstellung beibehalten. Auch die amerikanischen Eigenkapitalmärkte wollen ungeachtet ihrer starken Wertentwicklung im Jahr 2024 nicht nachstehen und zeigen bereits muntere Kursentwicklungen. Und wenngleich die jüngste Zeit ganz im Schatten des neuen amerikanischen Präsidenten Trump stand, so vermochten doch die ersten Unternehmenszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr Freude auszulösen.

Vor allem die amerikanische Finanzindustrie berichtete über starke Geschäfte im Jahr 2024. Ob Goldman Sachs, Morgan Stanley, Wells Fargo, Citigroup, Bank of Amerika oder Branchenprimus JP Morgan: Alle Institute vermeldeten sprudelnde Geschäfte, vor allem im Wertpapierhandel und im Vermögensmanagement. Überdies zeigen sich die Banken für das Jahr 2025 allesamt optimistisch, denn sie rechnen mit einem Abbau von Regulierung und wachsendem Bedarf an Investment Banking Dienstleistungen.

Tatsächlich wurden seit Jahresbeginn bereits einige interessante Transaktionen und Übernahmen bekannt gegeben. Sowohl Johnson & Johnson als auch GSK vollzogen Übernahmen im Pharma- bzw. Biotechnologiesektor. Für Aufsehen dürfte auch die Anbahnung einer Fusion der Rohstoffunternehmen Rio Tinto und Glencore sorgen. Die Inspektions- und Prüfungsdienstleister Bureau Veritas und die schweizerische SGS befinden sich ebenfalls in Fusionsgesprächen. Die Übernahme von Alliance Pharma durch ihren Hauptaktionär in Großbritannien trug dazu bei, dass auch kleiner kapitalisierte britische Aktien auf einen guten Jahresstart hoffen dürfen.

Für eine sehr positive Überraschung sorgte der schweizerische Luxus-Konzern Richemont, der trotz schwieriger Marktverhältnisse in China seinen Jahresumsatz um 10 % ausweiten konnte und gute Gewinne einfuhr. Vor allem der Schmuckbereich sorgte hier für einen Umsatzschub. Diese Meldung beflügelte die gesamte Luxusgüterindustrie, die in den letzten Monaten eher wenig Grund zum Jubel hatte. Inzwischen ist LVMH wieder zu Europas wertvollstem Börsenunternehmen aufgestiegen und ließ die dänische Novo Nordisk, die Preissenkungen für ihre wichtigen Abnehmpräparate befürchten muss, hinter sich.

Durchaus schwieriger gestaltet sich die Zahlenlage im Energiesektor. Mehrere Unternehmen aus der Erdöl- und Erdgasindustrie berichteten von moderaten Zahlen im letzten Quartal des abgelaufenen Jahres. Dabei verwiesen sie zum einen auf gefallene Ölpreise und zum anderen auf ein herausforderndes Raffinerieumfeld. Sowohl Shell und BP als auch TotalEnergies berichteten dementsprechend. Bei BP wurde überdies die Streichung von 5 % aller Stellen bekanntgegeben.

Auffällig ist obendrein, dass chinesische Aktien abermals rückläufig in das neue Jahr gestartet sind, obwohl das Reich der Mitte ein Wirtschaftswachstum von 5 % für das Jahr bekanntgab.

In den allgemein schmackhaften Aktienwein wurde jedoch von der Zinsseite etwas Wasser gegossen. Am Anleihenmarkt mochte man sich angesichts der überall ausufernden Staatsverschuldungen dem Börsenjubel nicht anschließen. Vielmehr muss der Jahresauftakt bei langlaufenden Anleihen als verhagelt gelten. Zehnjährige Bundesanleihen notieren bereits nach drei Wochen im neuen Jahr um 20 Basispunkte höher als noch zum Ultimo. Die Gemeinschaftswährung Euro taumelt derweil der Parität zum US-Dollar entgegen.


Aus Chicago

Ihr

Dr. Christoph Bruns