Apple macht es im großen Stil, Siemens und Mercedes Benz machen es und General Motors hat jüngst angekündigt, es auch machen zu wollen. Die Rede ist von milliardenschweren Aktienrückkäufen. Die Programme, mit denen Unternehmen den eigenen Aktienkurs aufhübschen – und das auf legale Art – werden immer beliebter. So rechnet etwa Goldman Sachs, dass allein die im S&P 500 vertretenden Unternehmen in diesem Jahr eigene Aktien im Wert von rund 925 Milliarden US-Dollar zurückkaufen werden. 2025 soll die Summe den Schätzungen zufolge sogar erstmals die Marke von einer Billion US-Dollar überschreiten.
„Solche Rückkäufe reduzieren die Anzahl ausstehender Aktien, den sogenannten Streubesitz, was den Gewinn pro Aktie automatisch erhöht und oft den Aktienkurs steigen lässt“, erläutert Markus Herrmann, Portfoliomanager der Fondsboutique LOYS AG, die Vorzüge von Aktienrückkäufen. Nicht nur die Gewinne verteilen sich dann auf weniger Aktien, auch das Vertrauen in die finanzielle Gesundheit und Zukunftsaussichten des Unternehmens werden so gestärkt. Aktienrückkäufe können insbesondere dann vorteilhaft sein, wenn das Unternehmen überschüssige Liquidität besitzt und das Unternehmen die eigenen Aktien als unterbewertet ansieht.
Doch ganz unumstritten ist das Verfahren nicht. Denn die angesammelten Barmittel in der Bilanz könnte das Unternehmen schließlich entweder reinvestieren, etwa in Forschung und Entwicklung, oder sie an die Aktionäre in Form von Dividenden ausschütten. Was ist aus Investorensicht also vorteilhafter – Dividenden oder Aktienrückkäufe?
Vorhersagbarer Cashflow…
Für LOYS-Manager Herrmann gilt es, in der Debatte über mögliche Vorteile von Dividenden im Vergleich zu Aktienrückkäufen gleich mehrere Aspekte zu berücksichtigen. So bieten Dividenden Anlegern einen regelmäßigen und vorhersagbaren Cashflow. „Dies ist besonders vorteilhaft für Investoren, die auf passive Einkünfte sowie regelmäßige Ausschüttungen angewiesen sind, etwa für den Ruhestand oder auch für Stiftungen“, sagt Herrmann. Außerdem sind Investments in Dividendenaktien auch unter dem Aspekt des Risikomanagements eine Überlegung wert, weil sie zu einem geringeren Gesamtrisiko im Portfolio beitragen und damit für eine Stabilisierung sorgen können.
Allerdings werden Dividenden im Jahr der Ausschüttung besteuert, was für einige Investoren einen kontinuierlichen Steueraufwand bedeutet. Zudem fällt die Nettorendite wegen der Steuer geringer aus. Und nicht zuletzt stellt sich unter Umständen die Frage der Reinvestition. Denn Anleger, die die ausgeschütteten Dividenden nicht benötigen, müssen diese erneut investieren, was zusätzlichen Aufwand bedeuten kann.
…versus steuerliche Vorteile
Dagegen bieten Aktienrückkäufe für den Anleger oft steuerliche Vorteile, da die Besteuerung von Kapitalgewinnen aufgeschoben wird, bis die Aktien verkauft werden. „Dies kann die langfristige Rendite steigern, da Gewinne zunächst unversteuert reinvestiert werden können“, sagt der LOYS-Experte und ergänzt: „Rückkäufe sind im Grunde nichts anderes als eine Investition in das gesamte Unternehmen. Dabei profitieren alle Shareholder.“ Unternehmen könnten Rückkaufprogramme zudem flexibel gestalten und an Marktbedingungen anpassen, was ihnen eine größere finanzielle Flexibilität gibt.
Für Herrmann, der bei der LOYS AG mit dem LOYS Premium Dividende selbst einen Dividendenfonds managt, stellt sich nicht die Frage, ob Dividenden oder Aktienrückkäufe für Investoren besser sind. „Entscheidend ist vielmehr, dass Unternehmen tatsächlich größere Anstrengungen unternehmen, ihre Cashflows an die Anteilseigner weiterzuleiten – ob als Dividende oder mit Hilfe von Aktienrückkäufen ist erstmal zweitrangig“, sagt der Fondsmanager. Es gehe um die Notwendigkeit einer verbesserten Kapitalallokation der Unternehmen.
Er verweist auf Studien, die zeigen, dass langfristig sowohl Dividenden als auch Aktienrückkäufe signifikante Beiträge zur Gesamtrendite von Aktien leisten können. „Während Dividenden eine beständige Einnahmequelle darstellen, können Rückkäufe die Gesamtwertsteigerung eines Unternehmens unterstützen, insbesondere wenn sie zu günstigen Zeitpunkten durchgeführt werden“, so Herrmann.
Die Wahl zwischen Dividenden und Aktienrückkäufen hängt insgesamt stark von den individuellen Präferenzen und der finanziellen Situation des Anlegers ab. Für Investoren, die regelmäßige Einkünfte bevorzugen, seien Dividenden oft attraktiver. Für solche, die auf langfristige Wertsteigerung setzen und steuerliche Effizienz suchen, könnten Aktienrückkäufe vorteilhafter sein. „Beide Strategien haben ihre eigenen Vorzüge und können, je nach Kontext, effektiv zur Steigerung der Aktionärswerte beitragen“, schlussfolgert Herrmann.
Nebenwerte-Segment vor der Trendwende
In dem von ihm gemanagten LOYS Premium Dividende achtet er bei der Titelselektion auf solide Unternehmen mit hoher Eigenkapitalrentabilität. Und die findet er vor allem im Nebenwerte-Segment. „Nach zwei herausfordernden Jahren sind europäische Small- und MidCaps historisch günstig bewertet, besonders im Vergleich zu europäischen Large Caps und erst recht zu US Large Caps“, sagt Herrmann, der in dem Anfang 2020 aufgelegten europäischen Aktienfonds den Fokus auf defensive Unternehmen von hoher Qualität mit soliden Bilanzen und erstklassiger Dividendenhistorie legt.
Die Trendwende steht nach Ansicht des Fondsmanagers unmittelbar bevor, die Treiber sprechen klar für Europa und Small Caps, wo viele Investoren untergewichtet sind. „In den vergangenen Monaten haben sich viele Gegenwinde in Rückenwinde verwandelt, und wir konnten durch die bewährte strenge Titelauswahl nicht nur große Indizes, sondern auch unseren engsten Wettbewerber übertreffen.“