In Großbritannien macht der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt ungefähr 9 % aus. Aber im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika, wo der Industrieanteil aktuell bei ca. 11 % liegt, fehlen die Anreize und finanziellen Mittel für eine Re-Industrialisierung. Und der selbstgewählte Austritt aus einem der größten Wirtschaftsräume der Welt - der EU - hat die Attraktivität Großbritanniens zusätzlich geschwächt, besonders für Direktinvestitionen aus dem Ausland. An den seit Jahren schwachen Investitionen in UK lässt sich die Misere ablesen. Die deutsche Bundesregierung wäre gut beraten, sich mit den Entwicklungen in Großbritannien intensiv auseinanderzusetzen. Denn die längst in Gang gekommene und von vielen Politikern aus Klimaschutzgründen gewünschte De-Industrialisierung hat längst auch Deutschland erfasst. Ebenso wie UK leidet die deutsche Wirtschaft unter einer ausgeprägten Investitionsschwäche.
Der Abstieg Großbritanniens spiegelte sich seit langem auch in der mageren Wertentwicklung britischer Aktien wider. Es spricht für sich selbst, dass inzwischen die 40 Aktien des französischen CAC 40 mehr wert sind als die 100 im FTSE 100 Indexversammelten Aktien. Während der FTSE 100 Index in den letzten zehn Jahren eine jährliche durchschnittliche Wertentwicklung von 5,8 % aufwies, lag der Vergleichswert beim amerikanischen S&P 500 bei 12,4 %. Für den DAX wird ein Wert von 6,4 % ausgewiesen und der japanische TOPIX legte um 11,4 % pro Jahr zu (jeweils in Landeswährung).
In den letzten Wochen fällt der britische Aktienmarkt jedoch durch Lebhaftigkeit auf. Es sind nicht zuletzt die günstigen Bewertungen auf der Insel, die unlängst Aufmerksamkeit auf sich zogen. Eine Reihe von Übernahmeangeboten entfachte Kursphantasie bei einigen britischen Dividendenwerten. Beispielhaft lässt sich die Entwicklung bei XP Power Ltd. nennen. Der Hersteller von Energietechnik und Wechselrichtern erhielt ein Übernahmeangebot von Advanced Energy. Ähnlich sieht die Situation bei der Fondsplattform Hargreaves Lansdown aus, wo Private Equity Gruppen Übernahmeinteressen angemeldet haben. Übernahmegerüchte betreffen zudem die Verlagsgruppe Bloomsbury und die Baumarktkette Kingfisher. Spektakulär ging es auch bei dem Medienunternehmen Future plc zu. Der jahrelange Kursverfall wurde seit Ende April mit einem raschen Kurssprung um 60 % beendet.
Die seit einigen Wochen beobachtbare Aufwärtsbewegung am britischen Aktienmarkt ist von großer Breite gekennzeichnet. Aktien aus der zweiten und dritten Börsenreihe nehmen plötzlich an dem Aufschwung teil. Deutlich angestiegenes Interesse an Übernahmen und Fusionen spornt die Kursentwicklung etlicher Unternehmen an.
Von der besseren Stimmung am britischen Aktienmarkt profitieren auch die LOYS-Fonds. Ohne Ausnahme besitzen alle LOYS-Fonds eine übergewichtete UK-Position. Während der LOYS Aktien Europa gut 30 % des Fondsvermögens in britischen Dividendentiteln angelegt hat, sind es beim ebenfalls europäisch investierenden LOYS Premium Dividende mehr als 50 %. Derweil verfügt der LOYS Global über einen 20 %igen Anteil britischer Aktien und selbst im LOYS Philosophie Bruns sind es immerhin 14 %. Per Saldo ist die gute Wertentwicklung des Monats Mai also nicht zuletzt dem Aufwärtstrend britischer Aktien zu verdanken. Es bleibt nun abzuwarten, ob die am 4. Juli anstehende Parlamentswahl zu neuen Impulsen für die City of London führen wird.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak
Chicago, Frankfurt a.M. am 30.04.2024