Vielleicht sollte man zunächst einmal grundsätzlich feststellen, dass materieller Wohlstand fast überall auf der Welt als erstrebenswert angesehen wird. Mit Blick auf die in Deutschland mitunter vertretene Degrowth-Philosophie, der zufolge Wirtschaftswachstum für unser Land nicht wünschenswert ist, bekommen die Ergebnisse der UBS-Vermögensstudie eine interessante Nuance. Gerade in Bezug auf das Thema Umweltschutz lässt sich die Hypothese gut belegen, dass selbiger besonders in wohlhabenden Ländern gedeiht.
Im Jahr 2022 nahm das Vermögen der Welt ab. Angesichts der radikalen Zinswende in den meisten Ländern, deutlich steigender Energiepreise und fallender Aktienmärkte ist dies keine Überraschung. Interessanter sind daher die Verschiebungen zwischen Regionen und Ländern. Dabei sticht z. B. die starke Entwicklung Ozeaniens gegenüber anderen Regionen der Welt ins Auge. Australien und Neuseeland belegen beim Vermögen Spitzenplätze in der Welt. Auch fällt auf, dass beide Länder sowohl beim durchschnittlichen Vermögen wie auch beim Medianvermögen recht ähnlich positioniert sind. Zugunsten Australiens lässt sich für das Jahr sagen, dass der starke Aufschwung bei Rohstoffpreisen dem Land in der Statistik deutlich voran geholfen hat. Überhaupt bringt das Land alle Voraussetzungen mit, die Veränderungen im Energiesektor führend mitgestalten zu können.
Betrachtet man den Median der Vermögen, so fällt auf, dass nicht weniger als vier angelsächsische Länder unter den vermögendsten Staaten der Welt befindlich sind. Dabei ist Hongkong auf Platz drei nicht eingerechnet und die USA belegen Platz dreizehn. Spitzenreiter ist in dieser Kategorie Belgien. Mit Dänemark, Frankreich und den Niederlanden schaffen es immerhin drei EU-Länder unter die ersten zehn. Deutschland taucht indessen unter den 20 vermögendsten Ländern nicht auf und wird, wie man auch aus anderen Vermögensstatistiken weiß, seit Jahren nach unten durchgereicht. Länder wie Irland, Spanien und Italien rangieren mittlerweile deutlich vor Deutschland.
Etwas anders sieht es beim Durchschnittsvermögen aus. Dort verzerren außergewöhnlich hohe Vermögen einiger Superreicher die Positionierung der Länder. Während etwa die USA beim Median-Vermögen Platz dreizehn belegen, steigt das Land beim Durchschnittsvermögen auf Platz zwei. Auch Deutschland gelangt beim Durchschnittsvermögen mit Platz 16 unter die ersten zwanzig Länder der Rangliste.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass Länder, deren Bevölkerung über hohen Sachwertbesitz in Form von Immobilien und Unternehmensbeteiligungen verfügen, in Vermögensvergleichen vorteilhaft abschneiden. Für die Politik liegt darin die Aufgabe zu prüfen, wie der Sachwertbesitz bei Immobilien und Aktien animiert werden kann, um höheren Wohlstand zu generieren, der dann neue Handlungsspielräume aufschließt. Angesichts der hohen Inflation der letzten Jahre verdient die Sachwertorientierung ohnehin höhere Aufmerksamkeit. Dem deutschen Wirtschaftsminister ist die Lektüre des UBS-Vermögensreports zu empfehlen.
Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns