Unternehmerische Geschäftsprozesse befinden sich seit Jahren in einer grundlegenden digitalen Transformation. Die Software AG aus Darmstadt zählt hier zu den führenden Anbietern. Dazu gehören die Planung, Evaluierung und Integration in offenen Standards für verschiedenste Datenformate, aber auch die Bereitstellung automatisierter Lösungen für die Entscheidungsfindung. So stark aufgestellt war das Unternehmen in seiner über 50-jährigen Geschichte jedoch nicht immer. Aus Anlegersicht war die Software AG nach dem 2000er-Boom eher ein Sorgenkind. Das damalige Management verließ sich viel zu lange auf eine historisch gute Position im Mainframe-Geschäft. Man verlor viele Jahre Zeit, bevor durch gezielte Zukäufe eine Erweiterung um die Wachstumsimpulse der neuen Cloud-Technologie stattfand.
Projekt „Helix“ als Wachstumstreiber
„Die entscheidende Wende brachte 2018 der Antritt des international erfahrenen Sanjay Brahmawar als neuem Vorstandsvorsitzenden.“ erklärt Markus Herrmann, Fondsmanager des LOYS Premium Deutschland Fonds. „Die Software AG stand ohne strategische Partnerschaften im Wettbewerb schlecht da. Der neue Vorstands-Chef hat kurz nach seiner Ankunft ein Transformationsprojekt angestoßen, dessen Erfolge jetzt sichtbar werden.“ Dieses Projekt mit dem Namen „Helix“ hat vor allem zum Ziel, planbare und wiederkehrende Erlöse aus Abo-Modellen zu erzielen. Ein neuer Vertriebs-Chef in den USA sowie ein neuer Finanzvorstand bilden inzwischen mit dem neuen Vorstand ein dynamisches Team für weitere Wachstumsimpulse. Auch wurden strategische Partner wie Microsoft, Amazon oder Tata gefunden. Die engen Kooperationen unterstützen die Software AG bei der Umsatzgewinnung mit neuen Kunden. 15 bis 20 Prozent Zuwachs pro Jahr sollten nach den Erwartungen des neuen Managements zukünftig möglich sein.
Eckpunkte der Investment-Idee
Traditionell wurden mit dem Abschluss eines neuen Kundenvertrags zu Beginn der Laufzeit hohe Lizenzgebühren vereinnahmt, danach jedoch nur kleinere Service-Erlöse generiert. Daraus resultierende Schwankungen der Umsatzerlöse von Jahr zu Jahr wirkten auf Beobachter des Unternehmens abschreckend. Aber auch die Hinwendung zu einem Subskriptionsmodell mit monatlich gleichbleibend hohen Gebühren (Abo-Modell) verunsicherte Investoren, weil sich in der Zeit der Umstellung Erlöse und Profitabilität zunächst rückläufig entwickelten. Die Aktien der Software AG ließ man deshalb lange links liegen.
Experten erwarten jedoch das Ende dieser Übergangsphase bereits in den nächsten ein bis zwei Jahren. Nahezu 90 Prozent der Umsätze gelten schon als wiederkehrend. Ein Vorteil für Analysten: Die Wachstumsraten des Unternehmens sind durch die Umstellung nun besser kalkulierbar. „Die bessere Visibilität kommt auch der Bewertung an der Börse zugute.“ so Herrmann weiter. „Außerdem springt die Diskrepanz zwischen den Auftragsbüchern und der Umsatzentwicklung ins Auge: während die Umsatzbilanzierung vorübergehend rückläufig war, verzeichnete das Unternehmen stetig steigende Orders.“ Aus solchen Abweichungen ergeben sich für aktive Fondsmanager interessante Kaufgelegenheiten.
Möglicher neuer Ankerinvestor Silver Lake
Die oben beschriebene Konstellation zog auch das Interesse des Technologie-Investors Silver Lake auf sich. Die kalifornische Silver Lake sicherte sich Ende des vergangenen Jahres über eine Wandelanleihe die Möglichkeit zum Erwerb einer 10-Prozent-Beteiligung an der Software AG. Zusammen mit dem Anteil eines der Gründer, Peter Schnell, wären dann 40 Prozent der ausstehenden Aktien in der Hand stabiler Ankerinvestoren. Das Timing des Silver Lake-Einstiegs ist insofern interessant, weil aus dem positiven Unternehmensbericht für das darauffolgende erste Quartal 2022 erste Erfolge des Transformationsprojekts für die Öffentlichkeit hervorgingen.
Streamsets-Akquisition stärkt Wachstumssegment
Einen weiteren Meilenstein setzte die Software AG im März mit der Bekanntgabe der Streamsets-Akquisition für eine halbe Milliarde Euro. Durch den Zukauf gewinne die Software AG erhebliches und schnell wachsendes Software-as-a-Service(SaaS)- und Subskriptionsgeschäft hinzu, so die Darmstädter. Streamsets operiere in einem Cloud-Markt, der ein jährliches Wachstum von 26 Prozent aufweist. Zwar ist damit die Kriegskasse der Software AG erstmal geleert, aber Umsatzsynergien helfen beiden Unternehmen bei Wachstum und Profitabilität auf die Sprünge. Analysten erwarten, das bei den Darmstädtern zukünftig ein Fünftel des Umsatzes als operativer Gewinn verbleiben kann. Das wäre ein bemerkenswerter Anstieg. In den vorigen zwei Jahren standen nur rund 15 Prozent unterm Strich.
Strukturelles Wachstum und neue Impulse
Markus Herrmann stuft die Geschäftsentwicklung der Software AG als losgelöst von den vorherrschenden Anlegersorgen um gestörte Lieferketten und Rezessionsängsten ein. Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen habe derzeit mehr Priorität denn je und verzeichne daher strukturelles Wachstum. Nach Angaben des Darmstädter Unternehmens erreicht der adressierbare Markt bis 2024 ein Volumen von 28 Mrd. USD. Das entspräche einem ohnehin schon überdurchschnittlichen Wachstum von über 10 % pro Jahr. Zusätzliche Impulse ergeben sich aus dem Abschluss der Umstellung auf ein Subskriptionsmodell und dem in USA neu verstärkten Cloud-Geschäft von Streamsets.
Risiko und Chance zugleich sind die noch vorherrschenden Zweifel der Anleger, ob die guten Ergebnisse des ersten Quartals 2022 sich fortsetzen werden. Wäre dies der Fall, dann ergäbe sich positiver Spielraum für den Unternehmenswert.
Melden Sie sich bei Markus Herrmann für den Newsletter seines Deutschlandfonds an und erfahren Sie alles über seine neuesten Investments. Besuchen Sie die Webseite www.derdeutschlandfonds.de und verfolgen Sie, wie Markus Herrmann seine Aktien auswählt.