Auch die beispiellose Gelddruckorgie der Europäischen Zentralbank hat den Boden für die nun in Form galoppierender Inflation zutage tretenden Wohlstandsverluste bereitet. Der unter Volkswirten allgemein gewordene Glaube, durch Gelddrucken könne man eine strukturell wachstumsschwache Wirtschaft und ein überbordendes Staatsgebaren fröhlich vorantreiben (Stichwort: Modern Monetary Theory), hat sich zur Überraschung Vieler als Chimäre erwiesen. Noch schwerwiegender ist freilich die negative demographische Entwicklung. Sie führt à la longue in unbezahlbare Renten-, Gesundheits- und Pflegesysteme, wobei wir eigentlich längst da sind, wenn man einmal auf den Haushaltsposten „Arbeit und Soziales“ blickt. Er dominiert den Bundeshaushalt und soll für das Jahr 2022 nicht weniger als 165 Milliarden Euro betragen, wovon 116 Milliarden als Zuschuss zur strukturell unterfinanzierten Rente verwendet werden müssen; Tendenz stark steigend.
Finanzieren wird die neue Bundesregierung ihre neuen aktionistischen Pläne, zu denen auch 100 zusätzliche Milliarden Euro für Rüstung gehören, durch die Ausgabe neuer Anleihen. Mithin wird die Staatsverschuldung in den kommenden Jahren deutlich ansteigen. Tot ist die ´Schwarze Null´! Weil aber die Ära negativer Zinsen für den Staat jäh zu Ende gegangen ist, werden die Zinszahlungen in den kommenden Jahren wieder zu einer größeren Belastung. Es rächt sich nun, dass die Regierungen der Vergangenheit in guten Zeiten keine Rücklagen gebildet haben. Aber das ist in anderen Ländern kaum anders.
Unklar sind überdies die finanziellen Folgen der Flüchtlingskrise, die der Ukraine Krieg unweigerlich mit sich bringt, wobei die Migrationswelle des Jahres 2015 bislang noch nicht voll verdaut ist. Das Ganze findet vor dem Hintergrund einer sich hurtig eintrübenden Wirtschaftsentwicklung statt. Eine Rezession ist nicht mehr auszuschließen, zumal wenn Knappheit bei der Energieversorgung zu annehmbaren Preisen auftritt. Für die Steuereinnahmen verheißt dieses Szenario nichts Gutes. Auf den bereits dauermalträtierten Steuerzahler kommt weiteres Ungemach zu, nicht zuletzt aufgrund der kalten Progression.
Aber auch die Bürger werden umdenken müssen. Der Glaube an den allnährenden und hochweisen Vater Staat, wie er in Deutschland weit verbreitet ist, wird erodieren. Die Vollkaskomentalität gegen alle Lebensrisiken wird man sich nicht mehr leisten können. Im unvermeidlich gewordenen Wohlstandsverlust liegt somit auch die Chance einer Rückbesinnung auf Wesentliches.
Auf dem Gebiet der Kapitalanlage ist ebenfalls ein Umdenken vonnöten. Die Obsession der Deutschen in Bezug auf Zinsanlagen hat zu dramatischer Fehlallokation und Verlusten geführt. Sachwerte verdienen eine stärkere Berücksichtigung in der Finanzplanung. Dabei sind dynamische Sachwerte, sprich Aktien bzw. Aktienfonds hinsichtlich ihres Eigenschaftsbündels langfristig unübertroffen. Im Herbst des letzten Jahres sah es so aus, als sollte auch die Ampelkoalition dieser Erkenntnis nach vielen verpassten Jahrzehnten mit einer sogenannten „Aktienrente“ Reverenz erweisen. Für die Wohlstandsentwicklung in Deutschland darf es als Fanal gewertet werden, dass diese Pläne nunmehr auf Eis gelegt wurden.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak
Chicago, Frankfurt a.M. am 31.03.2022