Kurskorrektur zum Jahresauftakt

Der Start in das neue Börsenjahr wurde im Januar deutlich verhagelt. Nach dem prachtvollen 21er Jahrgang gingen die Aktienbörsen in einen Korrekturmodus über. Beunruhigt durch Zinssteigerungsängste und Kriegsvorbereitungen an der Grenze zwischen Russland und der Ukraine kam es mitunter zu heftigen Abverkäufen an den Kapitalmärkten. Vormals hoch beliebte Aktien mit bisweilen astronomischen Bewertungen (Peloton Interactive, Zoom Communications, DocuSign, Moderna etc.) führten den Reigen der Kursverlierer an. Unterdessen wurde das Niveau der Aktienindizes durch die recht stabile Entwicklung einiger hoch gewichteter Aktien einigermaßen gehalten.

Inzwischen geht ein breiter Konsens von Marktteilnehmern davon aus, dass die Vereinigten Staaten eine Zinswende vollziehen werden. Die amerikanische Notenbank Fed hat für das laufende Jahr drei Zinsanhebungen in Höhe von jeweils 0,25% angekündigt. Eine Beendigung der monatlichen Anleihenkäufe ist bis Ende des Jahres vorgesehen. Insgesamt bleiben die Realzinsen (Nominalzinsen minus Inflationsrate) somit negativ, denn an der Inflationsfront wird nicht mit einer Trendwende gerechnet. Bestenfalls erwarten Volkswirte eine Verlangsamung der Geldentwertungsrate. Ungeachtet dessen dürfte die Inflation auch im Jahr 2022 unangenehm hoch liegen, so dass sich die Bevölkerung auf realen Kaufkraftverlust einstellen muss. Keineswegs sind es ausschließlich die Energiepreise, die auch im Jahr 2022 deutlich steigen werden. Mittlerweile haben Zweitrundeneffekte dazu geführt, dass die meisten Warenkategorien des statistischen Warenkorbs von Preiserhöhungen tangiert sind. Überdies ist die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale gegeben, denn die Arbeitnehmer werden einen Ausgleich der hohen Teuerungsraten verlangen. Überdies trägt der Staat zur Inflation bei, indem er bei den Steuern und Abgaben sowie bei Mindestlohn und Rente markante Zuwächse ins Werk setzt.

Vor diesem Hintergrund ist die träge Haltung der Europäischen Zentralbank erstaunlich, insofern sie wenig Engagement erkennen lässt, der Inflation Einhalt zu tun. Die Lektüre klassischer Lehrbücher hätte den Leser etwas anderes erwarten lassen. Des weiteren trägt die EZB mit ihrer Schwachwährungspolitik das ihre zur Inflation bei, zumal bei importierten Gütern aus dem Ausland wie z.B. Erdöl.

Freilich wird der erfahrene Politikbeobachter wissen, dass neue Köpfe auch veränderte Politiken nach sich ziehen können. Man denke etwa an den neuen Ausdruck „Greenflation“, der einen Teil der hohen Geldentwertung mit den staatlichen Maßnahmen zu Begrenzung der CO2 Emissionen beschreibt. Auch der Terminus einer „feministischen Außenpolitik“, wie er zuletzt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen war, ist noch etwas gewöhnungsbedürftig. Früher hätte man sich eine vor allem kluge Außenpolitik gewünscht. Heute will man scheinbar anderes. Und auch das Wort vom „ökologischen Patriotismus“, das der neue Klimaminister Habeck auf seiner jüngsten Bayern-Reise verkündet hat, mag manche Besorgnis wecken, zumal kaum ein Konzept in der Menschengeschichte derart manipulativ eingesetzt wurde wie jenes des Patriotismus. Spannend wird es beim Thema Wohlstand. Wie zu vernehmen ist, will der neue Wirtschaftsminister Abschied vom Bruttosozialprodukt nehmen und Wohlstand neu definieren. Das könnte sich als gute Idee erweisen, denn die Wohlstandsverluste, die den Deutschen nach traditionellen Berechnungen ins Haus stehen, lassen sich dann vielleicht zu Wohlstandsgewinnen umdefinieren.

Ungeachtet dessen wollen wir uns im Hause LOYS an Altbewährtes klammern. Die Quadriga aus Qualität, Unterbewertung, Streuung und Zeit dürfte auch in den kommenden Monaten und Jahren das Klügste sein, was man in Sachen Geldanlage tun kann. Die Tage, an denen Zinsanlagen eine attraktive Alternative zur Aktienfondsanlage sein werden liegen noch sehr weit in der Zukunft. 


Ihre

Fondsmanager und Mitinvestoren

Dr. Christoph Bruns               Ufuk Boydak       

Chicago,                                    Frankfurt a.M. am 31.01.2022