Dieser Umstand ist in der Pharmaindustrie bekannt, vielen Anlegern aber nicht: einige der bedeutendsten biopharmazeutischen Präparate büßen in den nächsten Jahren große Teile ihrer Umsätze ein. Dazu gehören beispielsweise Medikamente wie Revlimid oder Humira. Sie stehen auf der Liste der weltweit meistverkauften Arzneimittel ganz oben. Dieses und fünfzehn andere echte Blockbuster-Medikamente verlieren bis 2025 ihren Patentschutz und damit ihre Marktexklusivität. Es geht um so schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs, Diabetes oder Rheuma. Für die großen Konzerne stehen hier Umsätze von etwa 60 Milliarden US-Dollar auf dem Spiel.
Der Verlust der Marktexklusivität ermöglicht anderen Herstellern, ein eigenes Produkt gleicher Wirkung für die jeweilige medizinische Indikation zuzulassen. Diese sogenannten Nachahmerpräparate heißen im Fall der biopharmazeutischen Medikamente Biosimilars. Den Begriff Generika nutzt man, wenn es um chemisch-synthetische Wirkstoffe geht, bei denen die stoffliche Zusammensetzung kopiert wird. Im Gegensatz zu niedermolekularen Wirkstoffen gilt für Biopharmaka der Ansatz, dass der Wirkmechanismus, also der pharmakologische Prozess als Produkt angesehen wird. Damit sind an die Biosimilars als Nachahmer in den Zulassungs- und Herstellungsverfahren besonders hohe Standards geknüpft.
Entscheidende Vorteile für Biosimilars
Aus Investorensicht haben sie für Markus Herrmann jedoch einen entscheidenden Vorteil. „Zwar gelten für Biosimilars bei der Zulassung dieselben strikten Hürden wie für das Originalmedikament, aber das eigentliche Pipeline-Risiko der klassischen Medikamentenforschung ist minimal, sofern das Originalprodukt erfolgreich kopiert wurde.“ so der Fondsmanager des Deutschlandfonds der LOYS AG. „Die Wirkung des zugrundeliegenden Behandlungsansatzes hat der Originalhersteller ja schon nachgewiesen.“ Damit entfallen viele Jahre der präklinischen Forschung und deren Finanzierung. Die Entwicklungskosten schätzt man in der Industrie auf 100 bis 300 Millionen Dollar je nach Präparat, während sie sonst im Milliardenbereich liegen können.
Formycon spezialisiert sich auf Therapien der Bereiche Ophtalmologie und Immunologie. Drei Produkte befinden sich bereits in der klinischen Forschungsphase 3. „Das Unternehmen greift dabei auf das Know How von Wissenschaftlern zurück, die schon an der Einführung des ersten Biosimilars im Jahr 2007 beteiligt waren.“ erläutert Herrmann. „Das Risiko bei der Zulassung durchzufallen, erscheint aus meiner Sicht daher gering.“ Die hohen Hürden für eine Genehmigung bringen den Biosimilar-Entwicklern einen weiteren, generellen Vorteil. Die Zahl der Wettbewerber ist in der jeweiligen Indikation gering. Somit sind auch die Preisabschläge zum Originalpräparat geringer als bei Generika. Sie liegen, je nach Land, zwischen 25 und 40 Prozent. Dafür können sie im Lauf der Zeit einen Anteil von bis zu drei Viertel des jeweiligen Marktes für sich beanspruchen.
Formycon in Milliardenmärkten positioniert
Für die von Formycon adressierten Medikamente liegen Umsatzschätzungen in Höhe von gut 20 Milliarden Dollar vor. Da man von 2022 bis 2024 für jedes Jahr die Zulassung eines der drei fortgeschrittensten Präparate erwartet, bestehen bereits Produktions- und Vertriebspartnerschaften mit etablierten Pharmafirmen wie TEVA oder MS Pharma. Der Vertrieb erfolgt über ein Lizenzmodell. Hierbei erhält Formycon von seinen Partnern einen Anteil über 10 bis 12 Prozent an deren Umsätzen mit den neuen Präparaten.
Für Markus Herrmann wird die Aktie damit besonders interessant. „Das Unternehmen hat die Phase hoher Anlaufkosten nun abgeschlossen. Ab dem nächsten Jahr rechne ich mit der Zulassung des ersten von drei Kandidaten. Daraus resultierende Lizenzerlöse wirken sich deshalb sehr positiv auf den freien Cashflow aus.“
Ein Überraschungsmoment für Investoren
Ende 2020 gab Formycon die Entwicklung eines Covid-19-Blockers bekannt. In der Präklinik blockiert er erfolgreich die Eintrittspforte des SARS-Cov-2-Virus auf der Oberfläche menschlicher Zellen und reduziert so das Infektionsrisiko auch gegenüber sogenannten Escape-Mutationen des Corona-Virus. Möglicherweise erweist es sich sogar als wirksame Alternative zu bisherigen Impfpräparaten. Ein Partner für den Vertrieb in Asien ist schon gefunden. Jedoch sieht Markus Herrmann dieses Produkt nur als Add-on zu seinem eigenen Investment Case. „Wenn dieses Mittel gegen Covid-19 funktioniert und entsprechend hohe zusätzliche Einnahmen generiert, dann nehme ich die als Aktionär gern an. Formycon ist aber auch ohne diesen Sondereffekt ein aussichtsreiches Investment.“
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Frankfurt, 15. Dezember 2021