„Bedingungen für Zinsanhebung im Jahr 2022 nicht erfüllt“

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank hat klargestellt, dass mit einer Abkehr von der seit Jahren betriebenen Negativzinspolitik auch im kommenden Jahr wohl nicht zu rechnen ist. Denn die Bedingungen, die für eine Zinsanhebung erfüllt sein müssen, seien nicht erfüllt. Damit läutet die frühere französische Finanzministerin auch öffentlich die Abkehr vom Ziel der Geldwertstabilität ein. Andere Ziele stehen seit langem mehr oder weniger sichtbar im Vordergrund der europäischen Notenbankpolitik. Vor allem der Staatsfinanzierung durch die Notenpresse kommt oberste Priorität zu. Auf diesem Gebiet hat die EZB wesentliche Erfolge vorzuweisen. Auch in der Klimapolitik hegen die Zentralbanker Ambitionen.

Weit weniger Glück ist der EZB indessen in der Inflationsbekämpfung beschieden. Hier schaut sie bislang teilnahmslos zu, wie die Verbraucherpreise kräftig ansteigen. Dabei springen vor allem die Importpreise in die Höhe. Hieran erkennt man, dass Politiken, die auf eine Abwertung der eigenen Währung abzielen, wie dies z.B. in Italien und Frankreich lange Tradition hat, zu Geldentwertung und Wohlstandsverlust für die Bürger führen. Tatsächlich wird am Währungsmarkt die Gemeinschaftswährung Euro seit Wochen nach unten durchgereicht. Ob aber die Schwachwährungspolitik zu den gewünschten weltweiten Exporterfolgen führen wird, das muss sich erst noch zeigen.  

Wie immer bei Finanzmarkttrends sollte aber der erste Blick nach Amerika gehen. Dort hat die Notenbank soeben für Verblüffung gesorgt, indem von der Vokabel „transitorisch“ bezüglich der anziehenden Geldwertentwicklung abgerückt wurde. Damit gestand Fed-Präsident Jerome Powell ein, dass sich die US-Notenbank bezüglich der Inflationsentwicklung geirrt bzw. wohlwissend eine Beschwichtigungspolitik gefahren hat. Dem Bürger kann es gleichgültig sein, denn der Vermögensschaden ist durch die deftigen Preisanstiege längst eingetreten. Man darf gespannt sein, ob Europa – wie zumeist – dem amerikanischen Vorbild folgen wird.

Auch Baldkanzler und noch Finanzminister Olaf Scholz mochte nicht zurückstehen, sich besorgt zur Inflation zu äußern. Kamerareif plusterte er sich mit der Ankündigung auf, im neuen Amt nicht tatenlos zusehen zu wollen, wie die Geldentwertung den Bürgern ihr Erspartes raubt. Da aber die Bundesrepublik Deutschland ihre geldpolitische Souveränität an die Europäische Zentralbank abgetreten hat, kommen eigentlich nur Steuersenkungen zur Dämpfung des Inflationsdrucks in Frage. Wird Olaf Scholz also die exorbitant hohen Energiesteuern senken wollen, oder etwa die Mehrwertsteuer, die ja ihrerseits unter Frau Merkel von 16% auf 19% angehoben wurde? Schaut man auf die großen Ausgabenprogramme des Koalitionsvertrages, dann stehen Entlastungen der Bürger– obwohl eigentlich überfällig –ähnlich wie schon unter Bundeskanzlerin Merkel nicht auf der Tagesordnung.

Wahrscheinlich tut der Bürger gut daran, sich ähnlich wie beim Corona-Virus auch bei der Inflation auf einen dauerhaften Begleiter einzustellen. Für die Sparer bedeutet dies, Sachwerte in ihren Anlageentscheidungen zu präferieren, wie wir es im Hause LOYS bereits seit fast siebzehn Jahren konsequent praktizieren.


Ihre

Fondsmanager und Mitinvestoren

Dr. Christoph Bruns               Ufuk Boydak       

Chicago,                                    Frankfurt a.M. am 30.11.2021