Deutsche Nebenwerte legen den Grundstein für zukünftigen Wohlstand
Unternehmen, die die Digitalisierung, die Energiewende oder andere zukunftsgerichtete Geschäftsmodelle vorantreiben, stehen am Kapitalmarkt derzeit in vorderster Reihe. Sie legen den Grundstein für zukünftiges Wachstum und damit langfristigen Wohlstand. Sie sichern zudem Arbeitsplätze und sind ein wichtiger Baustein für die Altersvorsorge.
Ein Paradebeispiel dafür liefert HelloFresh, der Marktführer für den Versand von Kochboxen. Das Unternehmen hat schon vor zehn Jahren erkannt, dass Berufstätige für das Kochen wenig Zeit aufwenden können, aber nicht darauf verzichten wollen. Heute erzielt das Unternehmen 6 Milliarden Euro Umsatz, davon die Hälfte in den USA, und beschäftigt weltweit über 6000 Mitarbeiter. Das ist zugegebenermaßen eine deutsche Ausnahmeerscheinung. Es dauert normalerweise länger, bis ein deutsches Unternehmen auch international Fuß fasst.
Deutscher Kapitalmarkt hat Entwicklungsbedarf
Doch damit tun sich auch etablierte deutsche Großkonzerne schwer. Auf der Liste der weltweit 100 größten Unternehmen nach Börsenwert sind gerade einmal drei DAX-Konzerne vertreten. Siemens, SAP und Volkswagen. HelloFresh gehört zwar noch lange nicht zu den größten Börsen-Champions, hat aber das Zeug dazu. Das Unternehmen, dessen CEO auch zu den Gründern gehört, hat früh auf eine tiefgreifende Veränderung der modernen Arbeitswelt reagiert und die richtigen Weichen für internationales Wachstum gestellt.
Damit hat er erreicht, was in Deutschland nur schwer möglich ist, weil junge Firmen nur schwer an Risikokapital kommen. Als eine der größten Volkswirtschaften der Welt, hat Deutschland eine vergleichsweise schlecht entwickelte Börse. Der Gesamtwert aller hierzulande gelisteten Unternehmen kommt kaum über die Hälfte des deutschen Bruttosozialprodukts hinaus.
Dazu passt, dass deutsche Start-Ups nach der ersten Anschubfinanzierung im internationalen Wettbewerb schnell den Anschluss verlieren. Das hat handfeste Konsequenzen für den Arbeitsmarkt. Börsennotierte Unternehmen sind eine Job-Maschine.
Börsennotierte Unternehmen sind eine Job-Maschine
Fast alle dieser Arbeitsplätze entstehen jedoch erst nach dem Börsengang. Es wäre fatal zu glauben, dass der langfristige Erhalt und die Schaffung von neuem Wohlstand ohne einen entwickelten Kapitalmarkt möglich sei. Erst recht zu einer Zeit, in der Digitalisierung und Energiewende zusätzliche Investitionen erfordern. Diese Anlagechancen werden von professionellen Investoren aus Deutschland aber nicht ausreichend wahrgenommen. Pensionskassen, Lebensversicherer, Fondsgesellschaften oder Stiftungen wären eine kapitalstarke Anlegergruppe, nutzen regulatorische Spielräume für die Finanzierung junger Unternehmen vielfach nicht vollständig aus. Stattdessen kompensieren Kapitalgeber aus dem Ausland die deutschen Defizite.
Privatanleger müssen selbst aktiv werden
Die gute Jahresstatistik der Börsenneulinge ist ein positives Signal. Die Börsengänge stellen Deutschlands innovative Geschäftsmodelle finanziell solide auf. Das ist umso wichtiger, da sie als Start-Ups mit einem Handicap starten müssen. Andere europäische Länder sind den Deutschen in dieser Hinsicht voraus. Beispielsweise finden sich in Skandinavien in der Liste der größten Anteilseigner auch bei kleineren Titeln regelmäßig Pensionskassen oder andere institutionelle Anleger. In Nordeuropa sind Nebenwerte als Baustein für die langfristige Altersvorsorge längst etabliert. Das muss für den Einzelnen nicht schlecht sein. Viele interessante deutsche Nebenwerte bleiben dadurch von der breiten Masse unentdeckt und haben eine günstige Börsenbewertung. Privatanleger, die diese Renditemöglichkeit für Ihren Vermögensaufbau nutzen wollen, sollten selbst aktiv werden. Es lohnt sich, bei den eigenen Sparplänen oder Vorsorgeprodukten genau hinzusehen, ob dieses Thema überhaupt abgebildet wird. Ist das nicht der Fall, dann ist man in einem spezialisierten Aktienfonds für deutsche Nebenwerte gut aufgehoben.
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