Schon einmal vor drei Jahren überlagerten ähnliche Wachstumssorgen und Zinsängste die langfristig positiven Gewinntrends wie heute. Investoren schalteten damals Ende 2018 extrem schnell in den Risk-off-Modus. Emotional getriebenes Herdenverhalten bescherte manchen Titeln Kurskorrekturen von zwanzig oder dreißig Prozent, ohne dass sich etwas an ihren guten fundamentalen Voraussetzungen geändert hätte.
Wachstumsschmerzen nach Überwindung des Pandemie-Stillstands
Es ist nicht verwunderlich, dass in den vergangenen Wochen konjunktursensible Titel in der Gunst der Anleger gelitten haben. Die Preis-Charts für Erdgas, Öl und andere Rohstoffe ragen seit dem Sommer steil in die Höhe. Enorme Preissteigerungen für Frachtraten spiegeln die knappen Kapazitäten bei Containerschiffen wider. Für die meisten Unternehmen sind das ungewohnte Wachstumsschmerzen nach Überwindung der Pandemie. Betroffen sind nicht nur deutsche Autokonzerne, denen Vorprodukte aus Asien fehlen. Auch kleinere Dienstleister wie die Grenke AG aus Baden-Baden mussten ihren Ausblick im dritten Quartal reduzieren. Grenke ist als Finanzierungspartner mittelständischer Betriebe auf das Leasing von IT-Systemen mit niedrigen Anschaffungskosten spezialisiert und hat fast nur Europa-Geschäft. Aber globale Lieferengpässe bei Herstellern von Computer- und Bürotechnik ruinieren mittelfristig den Ausblick.
Verborgene Perlen haben eigene Zyklen
Nebenwerten sagt man allgemein eine erhöhte konjunkturelle Anfälligkeit nach. Es macht sich aber bezahlt, das Geschäftsmodell genau zu analysieren und zu verstehen. Vor allem deutsche Mittelständler sind dafür bekannt, als Marktführer innerhalb eines gut abgesteckten Rahmens zu agieren. Als Nischenplayer agieren sie weitgehend unabhängig von der globalen Konjunktur. Um diese Unternehmen zu finden, brauchen Anleger ein tiefes Verständnis für die Werttreiber des jeweiligen Geschäftsmodells. Allerdings ist es manchmal eine sehr komplexe Aufgabe, die Verflechtungen und möglichen Zweitrunden-Effekte globaler Einflüsse abzuschätzen.
Überraschende Komplexität
So stand beispielsweise in Großbritannien im September plötzlich ein Teil der sonst so stabilen Nahrungsbranche still. Fleischverarbeitende Betriebe konnten vorübergehend keine Ware liefern. Hintergrund war aber nicht ein Mangel an Rindern oder Schweinen, sondern die Probleme der ultrazyklischen Düngemittelhersteller. Für zwei der britischen Düngerwerke war es aktuell betriebswirtschaftlicher, ihre Produktion aufgrund der Kostenexplosion bei Erdgas und Ammoniak einzustellen.
Damit fiel auch ein wichtiges Abfallprodukt weg, nämlich CO2. Das Gas wird zur Haltbarmachung bei der Verpackung von Steaks und Würsten benötigt. Ausgerechnet von den beiden geschlossenen Werken bezog die britische Fleischindustrie jedoch zwei Drittel ihres Bedarfs an CO2.
Deutscher Aktienmarkt ideal für aktive, wertorientierte Manager
Das kuriose Beispiel der britischen Fleischproduzenten zeigt die heutigen, komplexen Zusammenhänge einer globalisierten Wirtschaft. In emotional getriebenen Börsen gehen sie meistens unter. Wichtig ist deshalb eine selektive Vorgehensweise. Denn die mittelfristigen Aussichten für Unternehmen fallen je nach Branche und Unternehmensgröße recht unterschiedlich aus.
Aktive Manager können ihre Stärken In dem schwierigen Umfeld besonders gut ausspielen. Ihre fundamentale Aktienauswahl sollte sich auf Unternehmen mit einem eng gefassten Geschäftsmodell konzentrieren. Marktführerschaft, Agilität und strukturelles Wachstum begünstigen hohe freie Cashflows. Sie sind im aktuellen Markt wichtige Werttreiber.
Kleine Unternehmen entsprechen diesem Anforderungsprofil eher als Großkonzerne, die sich den negativen Einflüssen einer womöglich schwächer werdenden Weltkonjunktur nicht entziehen können. Der deutsche Aktienmarkt bietet dazu aussichtsreiche Investmentmöglichkeiten in Nischenplayern und dynamischen Start-Ups.
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