Für die Börsengemeinde ist die Entwicklung überraschend, weil Nippon mittlerweile seit Jahrzehnten im Abseits der Scheinwerfer steht. Bei den fünf global investierenden LOYS-Fonds ist das nicht so, denn Japan ist ein interessantes Börsenland mit manchen Alleinstellungsmerkmalen. Zum Beispiel ist es das Land mit den meisten börsennotierten Unternehmen.
Der Schritt Warren Buffetts, der in der vergangenen Woche seinen neunzigsten Geburtstag feiern konnte, ist in vielerlei Hinsicht logisch. Hierzu muss man wissen, dass der hervorstechendste Charakterzug Buffetts in dessen Rationalität und Langfristigkeit liegt. Wesenszüge, die auch im Fondsmanagementhaus LOYS tief verankert sind. Daher wird ihm nicht entgangen sein, dass japanische Dividendentitel im Vergleich zu Aktien aus seinem Heimatland USA vergleichsweise billig zu kaufen sind. Zudem diversifiziert Buffett mit dem Schritt nach Japan seine Währungsverteilung, die bislang arg amerikanisch ausfällt. Der Kursrückgang des US-Dollars in den letzten Wochen stellt ein Warnzeichen dar, denn die amerikanische Schuldenwirtschaft steht auf tönernen Füßen. Beim Dollar liegt die Geldentwertungsrate seit Jahrzehnten um mindestens 2% p.a. über derjenigen Rate des japanischen Yen. Zum Lobe Japans ließe sich überdies anführen, dass die Covid-19-Pandemie dort wesentlich besser beherrscht wird als in Amerika. Überhaupt ist der Gesundheitszustand der Japaner deutlich robuster als andernorts, wie die Langlebigkeit der Einwohner indiziert.
Apropos Rationalität: Gewiss wird Warren Buffett nicht verborgen geblieben sein, dass manche Marktsegmente in den USA heiß gelaufen sind und klare Zeichen von Irrationalität aufweisen. Sinnbildlich wird dies an der jüngsten Kursentwicklung bei Tesla deutlich, wo ein Aktiensplit, der sachlich betrachtet ein Nullsummenspiel für die Aktionäre darstellt, zu einem Marktkapitalisierungszuwachs von ca. 1,8 Milliarden US-Dollar geführt hat - mithin einem deutlich höheren Gesamtmarktwert als der von VW, Daimler und BMW zusammen.
In seinem langen Börsenleben hat Warren Buffett genug Börsenphasen erlebt, die der heutigen Situation gleichen. Wenn er derzeit besonders viel Kasse hält, dann lässt sich daraus seine Einschätzung zur Bewertung des amerikanischen Aktienmarktes gut ableiten. Sein Investment in Japan ist logisch nachvollziehbar, genau wie es die Übernahme wertverfallener Erdgasspeicherstätten und -Transportpipelines vor wenigen Wochen war. Mit großer Beharrlichkeit lässt er zeitgeistliche Kritik an sich abprallen und hält konsequent an seinem langfristig bewährten antizyklischen Investmentstil fest. Daher zum Abschluss ein Zitat Buffetts, dass auch unsere Geisteshaltung wiedergibt:
„Der üblichste Grund für niedrige Kurse heißt Pessimismus. Mal ist er allgemein und manchmal betrifft er nur einzelne Sektoren oder Unternehmen. In einem solchen Umfeld wollen wir kaufen, jedoch nicht, weil wir den Pessimismus mögen, sondern weil wir die niedrigen Kurse schätzen, die er hervorruft. Optimismus ist der Feind jedes rationalen Käufers.“
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak
Chicago, Frankfurt a.M. am 31.08.2020