Einmal mehr zeigt sich die bei LOYS-Investoren wohlbekannte Weisheit, dass Börsencrashs für Nachkäufe zu nutzen sind. Dementsprechend wird es keinen Leser verwundern zu hören, dass die sechs LOYS-Fonds innerhalb ihrer konzeptionellen Grenzen nahezu voll investiert sind. In den kommenden Monaten muss sich dann zeigen, ob es erfolgreich war, bei den Unternehmen auf starke Bilanzen und robuste Finanzierung geachtet zu haben. Freilich könnten die vielen staatlichen Rettungsprogramme dieses Bild konterkarieren, indem schwache Unternehmen durch billiges Staatsgeld am Leben gehalten werden. Ebenso sind erhebliche Wettbewerbsverzerrungen zu erwarten, wenn selbst starke Unternehmen wie Adidas großzügige Staatskredite erhalten.
Wahrscheinlich ist es heute noch zu früh, um über ordnungspolitische Konsequenzen des staatlich verordneten Wirtschaftsstillstands zu debattieren. Allerdings zeichnet sich ab, dass in der Gesellschaft die Vorstellung vom Unternehmertum neu justiert werden muss. Dabei geht es nicht so sehr um Großunternehmen, denen in der Regel Systemrelevanz zugeschrieben wird und die erfahrungsgemäß mit Steuergeldern alimentiert werden. Vielmehr geht es um wirkliche Unternehmer, wie z. B. den Betreiber eines Friseursalons, einer Schreinerei, einer Klempnerei, eines Blumenladens, einer Arztpraxis oder eines Steuerberaterbüros. Die Rücklagen vieler Betriebe sind derartig gering, dass bereits nach wenigen Stillstandswochen eine Insolvenz droht. Hier wird man überlegen müssen, ob nicht in einem Dickicht von Regulierungsvorschriften (siehe die neu eingeführte Bon-Pflicht) und hoher Steuer- und Abgabenlasten das Unternehmertum grundsätzlich unattraktiv ist. Jedenfalls kann man sich von dem Eindruck nicht dispensieren, dass Unternehmertum riskant ist und weder gesellschaftlich noch finanziell hinreichend entgolten wird.
Wenn man heutzutage lesen muss, dass der Staat der beliebteste Arbeitgeber unter Studierenden ist, dann steckt darin eine düstere Zukunftsprognose für die Wirtschaft unseres Landes. Nicht minder traurig ist der Befund, dass sich in Deutschland viel zu wenige Bürger für das Thema Kapitalanlage und Börsen interessieren. Wenn heutzutage beklagt wird, dass Europa und nicht zuletzt Deutschland in der Digitalwirtschaft und im Finanzbereich nur in der zweiten Liga spielen, dann ist das keineswegs ein von Gott gegebener Zustand. Die Politik ist gehalten, möglichst kluge Rahmenbedingungen zu schaffen, damit derlei Gewerke auch in Deutschland florieren können. Es wird nicht ausreichen, in jeder Krise zuvörderst der Automobilindustrie beizuspringen. Noch weniger ist es aussichtsreich, die ohnehin bereits hohe Staatsquote in Deutschland weiter zu steigern. Es bedürfte eigentlich eines gesamtgesellschaftlichen runden Tisches, der sich der Frage annimmt, wie Unternehmertum und Beteiligung der Bevölkerung an der Wirtschaft gestärkt werden könne. Noch grundsätzlicher wird man diskutieren müssen, ob und ggf. wie angesichts einer stark alternden Bevölkerung, einem weit verbreiteten Wunsch nach ‚Work-Life-Balance‘ unter jungen Berufstätigen und Weltklimarettungsvorstellungen der Jugend sodann der Wohlstand Deutschlands erhalten werden kann.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak
Chicago, Frankfurt a.M. am 30.04.2020