Eine ganze Lawine von Gewinnwarnungen (Daimler, Siemens, Krones, Heineken, BMW, Edag, Grenke, Norma, Schaeffler, Klöckner & Co, Heidelberger Druck, Dürr, BASF, Brenntag, Caterpillar, Ford, Tadano, Makita etc.) hat gezeigt, dass sich klassische Sektoren im Abwärtssog befinden. An der Börse ist diese Entwicklung keineswegs unbeachtet geblieben. Viele der genannten Titel befinden sich seit längerem in einer Baisse. Auffällig schwach ist das Ökosystem Automobil. Nach Jahren robuster Wachstumszahlen zeigen sich die westlichen Automobilmärkte gesättigt und die Wachstumsraten im größten Automobilmarkt der Welt – China – gehen deutlich zurück. Hinzu treten selbstgemachte Probleme wie der ‚Diesel-Skandal‘ und die politisch gewünschte, rasche Umstellung auf Elektromotoren – obwohl dieses Technikpaket bislang noch nicht mit den Eigenschaften von Verbrennungsmotoren mithalten kann. Weiter noch wirken Bedrohungen durch Zölle und Tarife, nachdem die Vereinigten Staaten Handelsstreitigkeiten mit China, Japan und der EU in Gang gebracht haben.
Derweil hat die amerikanische Notenbank Fed einen neuen Zinssenkungszyklus eingeleitet. Erstmals seit zehn Jahren wurden in den USA die Leitzinsen gesenkt, obwohl die Wirtschaft einigermaßen solide läuft und das Zinsniveau historisch sehr niedrig liegt. Die Eurozone und Japan liebäugeln ebenfalls mit einer weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik. Dabei ist fraglicher denn je, ob die europäische Wirtschaft ein Finanzierungs- bzw. Zinsproblem hat. Tatsächlich drängt sich eher der Eindruck auf, Europa leide unter Reformunfähigkeit, die sich u.a. in sehr hohen Abgabenlasten, aufgeblähten Staatsapparaten und überbordender Bürokratie (z.B. MiFID) zeigt. Von dem Ziel, die EU zum wettbewerbsstärksten Wirtschaftsraum der Welt bis 2020 zu machen, wie es noch unter dem EU-Kommissionspräsidenten Manuel Barroso hieß, ist die Staatengemeinschaft lange schon wegen Unerreichbarkeit abgerückt. Die Ernennung von Frau von der Leyen zur neuen EU-Kommissionspräsidentin zeigt das Dilemma sehr deutlich. Personalentscheidungen werden seither nicht nach Kompetenz und Verdienst getroffen, sondern nach Proporz und politischem Kalkül. Jedermann kann sich ausmalen, welche Folgen damit für Leistungsfähigkeit und Motivation verbunden sind.
Obendrein ist der Brexit, also der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, durch die Ernennung von Boris Johnson zum Premierminister in London wahrscheinlicher geworden. Ohne Zweifel würden beide Seiten durch ein vertragloses Ausscheiden der Briten Ende Oktober wirtschaftlichen Schaden nehmen. Angesichts der rezessiven Tendenzen auf dem alten Kontinent kommt diese Entwicklung zur Unzeit.
Das alles ändert aber nichts daran, dass die Aktienfondsanlage heute alternativlos ist. Der nun von der amerikanischen Notenbank eingeläutete neue Zinssenkungszyklus führt den Sparern einmal mehr vor Augen, dass mit Zinsanlagen in den kommenden Jahren keine reale Vermögenserhaltung möglich ist.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak
Chicago, Frankfurt a.M. am 31.07.2019