Im März jährte sich der Börsenaufschwung zum zehnten Mal. Nachdem das amerikanische Finanzsystem im Herbst 2008 vor dem Zusammenbruch stand, kam es zu drastischen staatlichen Eingriffen in den Bankenmarkt. Hilfsfinanzierungsprogramme (TALF, TARP, etc.) wurden in Amerika ins Leben gerufen und die Notenbank schritt zu radikalen Zinssenkungen nebst einer Flutung des Kapitalmarktes mit billigem Geld. Gigantische Anleiheaufkaufprogramme wurden unter dem Namen ‚Quantitative Easing‘ auf den Weg gebracht.
In Europa sah die Situation keineswegs besser aus, denn europäische Banken waren im US-Subprimemarkt stark engagiert und hatten mit eigenen spekulativen Immobilienblasen (Spanien, Irland, etc.) zu kämpfen. Viele Institute mussten staatlich gerettet werden, andere gingen schmählich unter. Deutschland, das überhaupt keine überhöhten Immobilienpreise und zu hohe Beleihungen mit Fremdkapital zu verzeichnen hatte, geriet gleichwohl mitten in den Abwärtsstrudel. Besonders ärgerlich dabei war, dass vor allem staatliche Landesbanken an vorderster Stelle der Zockereien gestanden hatten.
Aber im Gegensatz zum Börseneinbruch zu Beginn des neuen Jahrtausends (Internet-Blase, Neuer Markt, etc.) war die große Finanzkrise keine Börsenkrise, wiewohl die Kurse kräftig unter Druck gerieten. Vielmehr handelte es sich um eine klassische Bankenkrise, die durch die enge Verquickung zwischen Banken und Staaten letztere mit in den Orkus rissen. Wie sich zeigte, war der Aktienmarkt im Gegensatz zu den Zinsmärkten stets liquide. Das war und ist ein hohes Gut. Anleger neigen dazu, Liquidität nicht hinreichend hoch zu wertschätzen.
Die drastischen Kursrückgänge des Jahres 2008 erwiesen sich bei den meisten Aktien außerhalb des Finanzsektors als Übertreibungen. Aktien neigen nämlich dazu, ähnlich einer Schafherde, stets gemeinsam in eine Richtung zu rennen; in diesem Fall nach Süden. Übertreibungen sind aber ein fester Kernbestandteil des Aktienmarktes und nachdem sich herausstellte, dass die Bankenbranche vor einem Kollaps bewahrt wurde, griffen Investoren ab März 2009 an der Börse wieder zu. Damit bewies die Börse einmal mehr einen treffsicheren Riecher für den ab dem Jahr 2010 einsetzenden Konjunkturaufschwung. Dieser sollte sich als längster Wirtschaftsaufschwung in der Wirtschaftsgeschichte erweisen; er hält bis heute an.
Unterbrochen wurde die Börsenhausse durch zwei Korrekturjahre, nämlich das Jahr 2011, als die Griechenland-Krise kulminierte und das Jahr 2018, in welchem Zinserhöhungsängste und ein Nachlassen der Gewinndynamik bei den marktanführenden FAANG-Aktien die Runde machten.
LOYS-Investoren konnten an der zehnjährigen Börsenhausse prächtig partizipieren. Der Umgang mit Krisen gehört beim Fondsmanagement der LOYS AG zu den hervorstechenden Qualitäten. Denn wie sich an der Börse stets wieder zeigt, bleibt es wichtig, ein attraktives Verhältnis von Wert und Preis im Auge zu behalten, unabhängig von launischen Überbeliebtheiten oder temporären Verschmähungen einzelner Aktien. Eine Fondsmanagementkultur, die nicht permanent auf das Jahresende blicken muss und unabhängig von bilanziellen und regulatorischen Sachzwängen arbeiten darf, bringt Voraussetzungen mit, um auch die kommenden zehn Jahre zu guten Börsenjahrgängen für LOYS-Anleger werden zu lassen. Indes besteht der Hauptunterschied zur Vergangenheit darin, dass es heute keinen positiven Realzins mehr gibt.
Chicago, Frankfurt a.M. am 31.3.2019
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak