Fest steht jedenfalls, dass nicht zuletzt Zinssteigerungsängste in Amerika nach immerhin vier Leitzinserhöhungen durch die Notenbank Fed maßgeblich zu den Kursrückgängen des im zweiten Halbjahr des Jahres 2018 beitrugen. Diese Sorgen sind inzwischen in den Hintergrund getreten, denn die Notenbanken weltweit – angeführt von der amerikanischen Fed – haben sich bezüglich steigender Leitzinsen eine zahme Vorgehensweise verordnet. Damit bleibt einer der Haupttreibsätze für den im März 2009 begonnenen Börsenaufschwung intakt, denn es waren vor allem die unvorstellbar radikalen Zinssenkungen und Anleihekäufe der Notenbanken, die die Aktienanlage alternativlos machten. Während aber die ultra-lockere Geldpolitik bereits seit über zehn Jahren Bestand hat, konnten sich die Arbeitsmärkte erst in den letzten Jahren deutlich erholen. Dabei ist die gute Arbeitsmarktentwicklung durchaus nicht nur ein Produkt besserer konjunktureller Entwicklungen, sondern auch ein Resultat des demographischen Wandels. Selbiger ist jedoch ambivalent, denn die Vorteile der Vollbeschäftigung werden durch erhöhte Belastungen der Altersversorgungssysteme mehr als aufgewogen.
Blickt man aber auf den ökonomischen Datenkranz, so werden widersprüchliche Signale erkennbar. Während die Zahlen zur Konjunktur seit Monaten eine Verlangsamung anzeigen, indizieren steigende Rohstoffnotierungen eher besseres wirtschaftliches Momentum. Demgegenüber signalisieren die Zinsmärkte ganz eindeutig ein langsameres Schritttempo in der Weltwirtschaft. Überlagert wird dieser Befund durch die zunehmend merkantilistischer werdende Handelspolitik in Amerika und Europa, nachdem China dort als ökonomisches Feindbild identifiziert wurde.
Ein stützendes Element für die Aktienmärkte dürfte das anhaltend große Grundunbehagen sein, welches vor allem Europa und hier besonders Deutschland befallen hat. Man darf getrost davon ausgehen, dass nahezu alle wichtigen Gruppen von Kapitalmarktteilnehmern wie z.B. Versicherer, Banken, Pensionsfonds, Family Offices, etc. bei Aktienanlagen deutlich unterinvestiert sind. Diesbezüglich sprechen die Statistiken etwa der Deutschen Bundesbank seit Jahren eine klare Sprache. Daraus folgt aber, dass der Grenzinvestor, also jener Anleger, der sich heute genötigt sieht, seine Asset Allocation festzulegen, mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Aktienallokation ausweiten wird. Nicht zuletzt der Umstand, dass die Dividendenrenditen vieler Aktien mittlerweile die zigfache Rendite deutscher Bundesanleihen ausmachen, wird den Grenzinvestor zu diesem Urteil kommen lassen. Es bleibt eine unverrückbare Börsenerfahrung, dass eine pessimistische Grundstimmung unter den Anlegern guten Boden für gedeihliche Aktienmarktentwicklungen darstellt.
Ihre Fondsmanager & Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak