DAX in der Baisse

Landläufig gehen Börsianer von der Heuristik aus, dass ein Aktienmarkt, dessen Kurse um mindestens zwanzig Prozent gefallen sind, sich in einer Baisse, einem Bärenmarkt, befindet. Für den deutschen Leitindex DAX lässt sich sodann eine Baisse diagnostizieren, denn die Kurse der dreißig im DAX enthaltenen Unternehmen verzeichnen seit dem Höchststand vom 3. November 2017 bis zum 26. Oktober einen Rückgang um genau 20 Prozent.

Die Situation erinnert ein wenig an das Jahr 2011, in welchem angesichts der seinerzeitigen Griechenland-Turbulenzen ebenfalls ein drastischer Rückgang deutscher Aktien zu verzeichnen war. Selbstverständlich ist die Situation heute eine andere, denn heute führt eine Serie von schwachen Unternehmenszahlen gepaart mit Handelsstreitigkeiten, daraus folgender konjunktureller Abkühlung und der Gefahr steigender US-Zinsen nebst einem zunehmend erratischem politischen Umfeld zu gesteigerter Unsicherheit an den Börsen. Obendrein gebärdet sich Italien unter seiner neuen Regierung zunehmend als „enfant terrible“ der Familie der Europäischen Union. 

Pessimismus ermöglicht attraktive Kaufgelegenheiten am Aktienmarkt

Die Börsenkorrektur und vor allem die Baisse erzeugen ein Umfeld, welches den fruchtbarsten Humus für Aktienanalyse und -selektion bietet. Interessant an der Baisse ist vor allem der allgemeine Pessimismus, der ihr hervorstechendes Merkmal ist. Und wenngleich eine pessimistische Stimmung in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten alles andere als ein angenehmes Umfeld ist, produziert ein solches Klima immerhin attraktive Kaufgelegenheiten am Aktienmarkt. 

In der gegenwärtigen weltweiten Aktienmarktkorrektur ist es keineswegs anders. Nervöse Anleger, die klugerweise nie hätten Aktien kaufen sollen, trennen sich jetzt aus diffuser Angst von ihren Positionen. Dabei wird nicht weiter auf die Unternehmensentwicklung geschaut, sondern die fallenden Kurse sind den meisten Anlass genug, um zu verkaufen. 

Solcherlei prozyklisches Verhalten, man kann es auch als Herdenmentalität bezeichnen, ist seit Anbeginn der Börsenhistorie für die meisten Akteure an der Börse typisch. Gekauft wird, weil Aktien gestiegen sind und verkauft wird, weil Aktien gefallen sind. Den auslösenden Impuls dazu liefern nicht selten nichtige Nachrichten wie etwa eine Unternehmensquartalsmeldung oder eine geringfügige Zinserhöhung durch eine Notenbank. 

Höhere Investitionsquoten 

Stattdessen ist es sinnvoller, bei Unternehmen, die qualitativ in Frage kommen, den inneren Wert der Aktie zu bestimmen. Erst dann kann ein Urteil gefällt werden, ob die jeweilige Aktie teuer oder günstig beziehungsweise verkauft oder gekauft werden sollte. Käufe erfolgen dann unter der Bedingung, dass die Aktienkurse einen mindestens dreißigprozentigen Abschlag zum vorsichtig ermittelten inneren Wert aufweisen. Dieser tendenziell antizyklische Ansatz ist der einzige bewährte Weg, langfristig Mehrwert für Anleger zu schaffen. Alle wohlklingenden Versuche von Markttiming oder Trendfolge sind nachweisbar über längere Zeiträume nicht erfolgreich.  

Vor dem benannten Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Investitionsquoten aller fünf LOYS-Aktienfonds zuletzt hochgesetzt wurden. Angesichts einer Geldentwertungsrate von 2,2 Prozent in der Eurozone im Oktober 2018 und völlig unattraktiver Habenzinsen bleibt die konservativ betriebene Aktienanlage auf absehbare Zeit der beste Weg zu langfristiger Geldvermögensmehrung.

Ihr

Fondsmanager & Mitinvestor

Dr. Christoph Bruns