Nach dem überraschenden und zugleich knappen Votum für einen Abschied aus der EU stürzte die Landeswährung Pfund um mehr als 10 Prozent ab. Für erfahrene Kapitalmarktbeobachter ist die Entwicklung nicht überraschend, zumal die britische Währung bereits seit vielen Jahrzehnten sukzessive an Wert, zuerst gegenüber der D-Mark und seit dem Jahr 2000 auch gegenüber dem damals eingeführten Euro, verliert.
Kaum weniger aufgeregt gerierten sich die Aktienmärkte in ihrer Reaktion auf das BREXIT-Votum. Noch in der Nacht der Stimmenauszählung verlor etwa der japanische Nikkei-Index mehr als sieben Prozent seines Werts. Die rote Laterne unter den großen Börsenplätzen hat inzwischen am Kabutocho ihr einstweiliges Zuhause gefunden, nachdem die Söhne Nippons ihren Leitindex seit Jahresanfang um ca. 20 Prozent haben fallen sehen. Auch die europäischen Aktienindizes – allen voran der DAX – mussten am Tag danach tüchtig Federn lassen. Die Medien, die mit Übertreibungen recht eilfertig umgehen, sprachen mitunter von einem „schwarzen Freitag“. Bei Lichte besehen waren aber die Kursausschläge an den Aktienbörsen keineswegs so dramatisch, wie sie auf den ersten Blick zu sein schienen. Betrachtet man etwa die gesamten vier Wochen des Juni, dann zeigt sich ein eher unspektakulärer Börsenmonat. Außerordentliche Spuren hinterließ das Referendum jedoch bei Banken und Finanzwerten. Die Aktien europäischer und nicht zuletzt britischer Banken erlebten einen Kurseinbruch. Die Sorgen bezüglich einer neu aufflammenden Bankenkrise erhielten neue Nahrung, zumal italienische und britische Kreditinstitute offenbar staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen mussten. Ebenso sorgte die Einstellung des Anteilsgeschäfts britischer Immobilienfonds für Unruhe.
Entwicklung des Pfund seit 2016
Allem BREXIT-Getöse zum Trotz sorgte die einigermaßen gefasste Kursreaktion an der Weltleitbörse Wallstreet für eine beruhigende Wegzeigung. Während sich nämlich die europäischen Börsen wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen benahmen und damit ihre traditionelle Rolle spielten, hakte man in Übersee die britischen Kapriolen nach zwei schwachen Börsensitzungen weitgehend ab und ging zur Tagesordnung über. Im Übrigen nähert sich der S&P 500 Index seinem historischen Höchststand an. Dabei ermutigte auch der Blick auf die Entwicklung der Rentenmärkte, die ihrerseits die seit langem anhaltende Jahrhunderthausse beherzt fortsetzten. Tatsächlich führen die Unsicherheiten über die politische und wirtschaftliche Zukunft Großbritanniens zu erneuten weltweiten Zinssenkungsphantasien, nachdem die wichtigen Notenbanken entsprechende Äußerungen tätigten. Auch deutsche Staatsanleihen haussierten und weisen nunmehr im gesamten Laufzeitspektrum bis zu zehn Jahren durchweg negative Renditen auf. Angesichts der Dauernegativzinsen gibt es derzeit keine sinnvolle finanzwirtschaftliche Alternative zur Aktienanlage, sofern ein langfristiger Vermögensaufbau angestrebt wird.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak